Dezember 03, 2011

Der Ritter Josef Wirsich täte unserer Epoche gut

Am 25. Dezember 2011 jährt sich der Todestag Robert Walsers zum 55ten Mal. Er verstarb auf einem Spaziergang im Schnee in Herisau im schweizerischen Kanton Appenzell (siehe oben Bild). Albert Steffen schreibt über ihn ( In der Besprechung des Walsers - Auswahlbandes " Gross kleine Welt", " Goetheanum", Dornach, 26 Dezember 1937) :
"(...) Mein Tagebuch vermerkt den 30. Oktober 1907. Robert Walser wohnte damals in Charlottenburg. Er öffnete mir selbst die Tür zu seiner Wohnung, die einen öden Eindruck machte, als wäre es dem Menschen, der hier hauste, gleichgültig,was darin für Möbel standen. Über einer Stuhllehne hing ein Anzug, an welchem der Dichter soeben einen Knopf angenäht hatte. Auf dem Tisch lag Goethes "Wilhelm Meister"(...) Plötzlich sprang die schwarze Riesenkatze, die sein einziger Hausgenosse war, auf meine Knie, was Walser für ein gutes Zeichen nahm. (...) Was aber die Teilnahme für den Dichter besonders wachruft, ist, dass man spürt, er steht an jener Schwelle, wo der Mensch entweder verstummt oder eine neue Geist - Erkenntnis beginnt."
Zu Steffens späterer Anhängerschaft Rudolf Steiners, bemerkte Herr Walser:
" In Wirklichkeit trat er einer Gemeinschaft religiöser Tendenz als vielleicht zu innig dienendes, zu leidenschaftlich ergebenes Mitglied bei. Über seinen Schritt zu urteilen würde ich, was mich betrifft, jederzeit ruhig ablehnen; (...)"
Für unsere Englisch kundigen Lesern gibt es ein sehr schönes Essay von dem südafrikanischen Nobelpreisträger J. M. Coetzee: The Genius of Robert Walser
Ich, Herrmann Finkelsteen, habe ein kleines Hörbuch erstellt zum 55.Todestag von Robert Walser. Heute möchte ich Ihnen Kafkas Lieblingserzählung von Robert Walser vorstellen: Der Theaterbrand, der 1908 zum ersten Mal in der " Schaubühne" erschien. Viel Spass beim auditiven Erspüren dieses Genies. Leider kommt meine Audiospur nicht ganz heran an Gert Westphals Lesung des Theaterbrands, an den ich auch meinen Dank richten möchte, der mich doch sehr inspiriert hat. Erleben Sie den Ritter Josef Wirsich ohrnah im Thetaerbrand, erleben Sie einen modernen Helden ohrnah.
" Aber Josef Wirsich, der typische Mensch jener Epoche, stand auch jetzt noch, als ob er ein schicksalwendender Gott gewesen wäre, unbeweglich."

Der Theaterbrand by Tchundyk Productions

4 Kommentare:

Foersterliesel hat gesagt…

Danke für die Tonspur und die Verlinkungen! Hören ist viel leichter als Walser zu lesen.

AuI hat gesagt…

Stimmt! Hören tut gut!

Herrrman Finkelsteen hat gesagt…

Wir brauchen solche Menschen z.B. wie Ritter Josef Wirsich. Streng, klar und tatkräftig, einfach moderne Helden!

Hermann Finkelsteen hat gesagt…

Lieber Herrrman!
Klasse es gibt einen zweiten Finkelsteen. Einen Herrrman, der sich sogar mit drei Rs schreibt. Heisst Deine Oma auch Edeltraut? List Du gerne Gronbach?
Herzlichst Dein Cousin
Herrmann Finkelsteen